Riesige Papprollen, soweit das Auge reicht: Rund 1 000 Tonnen Rohpappe stehen in der Lagerhalle von Hosti International zum Verarbeiten bereit – etwa 80 Tonnen werden davon täglich bewegt, von den Mitarbeitern verarbeitet. Die Maschinen schneiden den Rohkarton, bei rund 150°C wird er sekundenschnell in Form gepresst: Rund 2 Mrd. Pappteller werden so am Firmensitz in Pfedelbach und im Werk in Altlußheim gefertigt. Die Hosti Gruppe ist der größte Papptellerhersteller in Europa – und ein wichtiger Lieferant der BÄKO, vor allem für Pappteller, Tortenunterlagen, Pizza- und Kuchenteller sowie Tortenkartons – wobei Hosti Letztere nicht selbst herstellt, sondern nach eigenen Maßstäben produzieren lässt.
Hosti – eine Erfolgsgeschichte, die in einer Zeit ihren Ursprung nahm, als Pappteller noch ein Novum waren: 1949 von Emil Stickel gegründet, wird der Betrieb heute von seinem Enkel Hansjörg Stickel in dritter Generation geführt. Aktuell hat das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter, ist in den vergangenen Jahren sowohl stark organisch gewachsen als auch durch Übernahmen: Wurden 2012 erst 50 Mio. Euro Jahresumsatz gemacht, liegt dieser jetzt bei rund 75 Mio. Euro – erklärtes Ziel bis 2020 ist das Knacken der 100-Mio.-Euro-Marke; aktuell gibt es nur noch zwei Wettbewerber in Deutschland. Dennoch ist man bodenständig geblieben – Qualität und gelebte Werte haben bei dem Familienunternehmen, das in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen feiert, oberste Priorität: “Darum ist auch alles bei uns noch “made in Germany”, betont Vertriebsleiter Thomas Wenninger.
In Pfedelbach ist Hosti der zweitgrößte Arbeitgeber, “wir sehen uns hier in der Verantwortung”, erläutert Wenninger. “Und wir wollen den Bäckern und der BÄKO ein Anbieter sein, der für Sicherheit und für Kontinuität steht.” Ohnehin habe man zum backenden Handwerk von jeher ein besonders inniges Verhältnis – bildeten Bäckereien doch neben Fleischereien auch einst die erste feste Kundenstruktur, mit denen Emil Stickel sein Unternehmen aufbauen konnte.
Oberstes Ziel: Verlässlicher Partner sein
Das bewusste Festhalten am Standort, geringe Fluktuation im Mitarbeiterbestand (und dadurch die Gewährleistung von Know-how und gleichen Ansprechpartnern) sowie beständige Rohstofflieferanten des Vertrauens sind hier ebenso Bausteine des Firmenanspruchs wie auch die Maßstäbe in der Fertigung: saubere Prägungen, immer gleich hohe Grammaturen, gleich hochwertige Kartonqualität. Zum Unternehmen gehört eine Maschinenbaugesellschaft, die einst von Gunter Stickel ins Leben gerufen wurde. Sie sichert die Entwicklung neuer Produktionstechnologien und die Versorgung mit technischen Produkten wie Stanzwerkzeugen und -automaten.
Der Frischfaserkarton besteht aus Zellstoff aus skandinavischen Hölzern. Um sich im Gegenzug auch nachhaltig für die Forstwirtschaft einzusetzen, hat sich Hosti in der Produktionskette FSC-zertifizieren lassen – der “Forest Stewardship Council” (FSC) legt strenge ökologische, ökonomische und soziale Kriterien an, die dazu dienen, die unkontrollierte Abholzung sowie die Verletzung der Menschenrechte und die Belastung der Umwelt zu vermeiden. Und auch darüber hinaus wird Nachhaltigkeit groß geschrieben: Der verwendete Strom kommt zu 100% aus Windenergieanlagen und Wasserkraft; die Photovoltaikanlage am Standort Pfedelbach ist eine der größten der Region.
Für die Backbranche ist vor allen Dingen die von Hosti produzierte “Weißware” aus weißer Pappe unentbehrlich. Hier wird zwischen Produkten aus Frischfaserkarton und aus Recyclingkarton unterschieden, wobei Letzterer sowohl mit kompostierbarer Beschichtung, Kunststoffbeschichtung und ohne Beschichtung produziert wird. Bäcker und Konditoren verwenden in der Regel Frischfaserkarton-Produkte, erläutert Wenninger – ein Teller aus unbeschichtetem Recyclingkarton ist natürlich auch denkbar, aber dann sei es aus hygienischen Gründen erforderlich, noch ein Stück Cellophan o. Ä. unterzulegen.
Neben den weißen Produkten hat Hosti auch ein breites Sortiment an farbiger Ware. Mit beispielsweise Papptellern in auffälligem Design oder alukaschiert im edlen silbernen Look, können Bäcker und Konditoren bei der Verpackung ihrer Ware effektvolle Akzente setzen – und Alleinstellungsmerkmale generieren. In Zeiten des Premium-Anspruchs, in dem Backwaren effektvoll in Szene und verpackt werden müssen, ein wichtiger Faktor. “Aber auch im Rahmen einer Aktion, eines saisonalen Angebots oder natürlich zu Ostern und zu Weihnachten, sind das echte Hingucker!” ad
Artikel aus dem BÄKO-magazin 9/2014, dem offiziellen Organ der Wirtschaftsorganisation des Bäcker- und Konditorhandwerks