Pappteller-Hersteller nimmt nach den Corona-Einschränkungen wieder Fahrt auf
Eigentlich hat er das richtige Produkt zur richtigen Zeit: Seitdem Einweg-Kunststoffartikel verboten sind, ist das Aus für den Plastikteller gekommen, wie er zum Beispiel für Suppen auf Vereins- und Stadtfesten lange gebräuchlich war. Doch Hansjörg Stickel hat dennoch mit seiner Firma Hosti harte Monate hinter sich. Denn die Corona-Pandemie bewirkte, dass monatelang keine Feste und Veranstaltungen mehr stattfanden, weder öffentlich noch privat – und somit auch viel weniger Papp- und Kuchenteller benötigt wurden. Das traf Europas größten Hersteller in dieser kleinen, überschaubaren Branche natürlich besonders.
Kundenkreis Inzwischen geht es aber wieder aufwärts. Das Unternehmen, das Kunden in ganz Europa beliefert, hat mittlerweile reichlich zu tun. Feste finden wieder statt, Geburtstage dürfen gefeiert werden, Partys werden angesetzt und die Zuschauer sind in die Stadien zurückgekehrt. Und entsprechend steigt der Bedarf an Kuchenplatten, Wursttellern und Pommesschalen. Artikel, die das Unternehmen seit Jahrzehnten herstellt. Viel geht in den Lebensmittelhandel, ein weiterer großer Teil an Großhändler und Lieferanten, etwa für Bäcker und Konditoren.
Statt fehlender Veranstaltungen besteht aber nun ein Engpass ganz anderer Art. “Wir könnten viel mehr liefern – durch die Rohstoffkrise bekommen wir aber dafür nicht das nötige Volumen von den Papierfabriken geliefert”, berichtet Stickel. Zwar gehen inzwischen wegen des Verbots von Einwegplastik mehr Kundenanfragen ein, darunter viele Neukunden. Aber die Pappe, angeliefert auf großen Rollen, ist knapp.
Das Familienunternehmen, das in dritter Generation geleitet wird, setzt in normalen Jahren mehr als 40 Millionen Euro um. Für das kommende Jahr peilt Stickel angesichts der weiter bestehenden Knappheit 35 Millionen Euro an, dieses und das Vorjahr waren wegen der Corona-Einschränkungen noch schwächer.
160 Mitarbeiter sind am Stammsitz beschäftigt, weitere 35 arbeiten im Zweigwerk in Tschechien. Hergestellt werden nach wie vor runde und eckige Teller, überwiegend weiß oder naturfarben. Nur etwa jeder zehnte Teller ist bunt oder mit Motiven bedruckt. Im Trend liegen vor allem braune Teller, berichtet der Geschäftsführer: Dank des boomenden Nachhaltigkeitstrends wächst dieses Sortiment jährlich um 20 Prozent. “Es hat nun einmal auch optisch den ökologischen Touch”, erklärt Stickel.
Grundsätzlich könnten aber alle Teller aus der Hosti-Produktion über die Altpapiertonne recycelt werden, macht er klar. Denn Artikel mit Kunststoff-Beschichtungen gibt es mittlerweile nicht mehr – auch sie wurden im Zuge des Einwegverbots untersagt. Wenig hält Stickel übrigens von Tellern aus Palmblatt oder Zuckerrohr: Ihr größter Nachteil sei, dass sie in Indien oder Fernost produziert werden – und somit einen viel längeren Transportweg mit entsprechend schlechterer CO₂-Bilanz haben.
Eigenbau Und wie werden die Teller nun produziert? Die runden kommen aus Maschinen, wie sie auch die wenigen Mitbewerber in ihren Hallen stehen haben. Die eckigen Teller hingegen stellt Hosti auf selbst gebauten Anlagen her. Entsprechend hüllt sich der Firmenchef hierzu in Schweigen, Bilder gibt es schon gar nicht. Betriebsgeheimnis. Nur soviel ist klar: Bei Cent-Artikeln wie einem Pappteller kommt es auf maximale Effizienz an. Nur dann ist garantiert, dass auch weiterhin ein Platz im Regal der großen Handelsketten für Hosti reserviert ist.
Pressebericht aus der Hohenloher Zeitung von Heiko Fritze vom 13.10.2021